Was geht in Kolumbien

Dies ist eine Seite für alle Freunde und Bekannte aus DD, B oder sonst wo auf dieser Welt. Sie soll die unnötigen Sammelmails umgehen und die neue Brücke zwischen erster und zweiter Heimat sein und dabei das dokumentieren, was wir in Kolumbien so treiben und was auch Kolumbien so mit uns für Späßchen macht...
Viel Spaß!!

Montag, 30. Mai 2011

Yaje/ Ayahuasca - Droge oder Weg zum Verständnis?

Ein loderndes Feuer zeigt uns, dass die ersten Personen zur Feierlichkeit schon eigetroffen sind. In einer Finca außerhalb Pereiras steht unter einem großen Vordach ein kleiner Tisch, gedeckt mit verschiedenen Pflanzen, Tabak, Blätterbüscheln und kleinen Plasteflaschen in denen sich schwarze, braune und andere Flüssigkeiten befinden. Vor dem Tisch ist eine Bank aufgestellt, auf der die Medezinmänner, die Begleiter dieser Zeremonie feierlich in ihren Gewändern Platz genommen haben. Um den Tisch herum sitzen gespannt, ruhig aber auch ein bisschen nervöse Personen. Im ganzen Raum des Vordaches sind Kerzen aufgestellt, die die Atmosphäre in ein traumhaft schönes Licht rücken. Wir, ich und meine 2 Bekannten aus der französischen Schule, also wir Europäer, kommen spät aber immer noch rechtzeitig, um im Kreis Platz zu nehmen und dem Schaman (Medizinmann) zu lauschen, wie er den Neulingen die Zeremonie und den Sinn der heiligen Pflanze Yajé erklärt:


"Die Planze, die wir Indigenas seit Gedenken benutzen und die Tief in unserer Kulur verankert ist, wird euch viel Dinge zeigen, welche weiß ich nicht und wie viele weiß ich auch nicht. Jedem zeigt sie etwas anderes und jedem wird sie eine andere Nachricht mitteilen und damit in jeder Person das arbeiten, was sie für richtig hält. Niemals wird die Pflanze das gleiche erzählen aber immer wird es etwas sein, was mit dem Planeten, dem Universum und dem eigenen Leben sowie dem Leben umher zu tun hat. Sie wird euch körperlich, geistig und spirituell reinigen. Der Kopf und damit das Logische wird nicht mehr existieren und nur noch die Pflanze an sich in der Vereinigung mit allem dasein. Lasst euch von ihr führen und dahin bringen, wo es Yaje für wichtig hält. Erzwingt nichts und denkt immer an das was ihr in euch oder anderen heilen wollt."


Seit 2 Jahren nehme ich nun regelmäßig in den Zeremonien des Yajes teil. Es ist schwer die Erfahrungen in Worte zu fassen und davon zu erzählen, wohin mich die Pflanze bisher geführt hat. Vor allem ist es schwer die Gefühle und Bilder logisch zu beschreiben und zu berichten. Doch seit der letzten Zeremonie ist vor allem die Einsicht und die Notwendigkeit klar geworden von diesen Erfahrungen zu berichten. Besonders dies in die Richtung der Welt der LOGIK und der VERNUNFT zu tun. Was für mich Europe bedeutet. Dies ist in keinster Weise eine Anklage oder Urteil sondern ein Gefühl. Die Pflanze und einnahme der Pflanze ist aufgrund des Stoffes "DTM", der als Halozinogen bekannt ist, in Deutschland verboten. In Südamerika ist er allerdings Teil der indigenen Kultur. Viele Indigenas teilen die Ansicht, dass die Pflanze ein wichtiger Teil ist, in den Menschen das bewusste Handel zu erwecken und die Bedeutungslosen Dinge zu heilen. Der Unterschied zwischen einer Droge oder einer Medizin ist für mich der, dass ich eine Droge nehme, um mich von der Realität zu verabschieden und um meinen Spaß zu haben. Das außerdem niemand dabei ist, der mich unterstützt oder mich leitet. Eine Medizin ist für eine Heilung von etwas, was meiner Meinung nach nicht sinnvoll oder sogar schmerzlich ist. Heißt ich habe keinen Spaß sondern ich arbeite mit Hilfe des Medizinmanns und der Pflanze an verschiedenen Dingen in und außerhalb von mir. Das Yajé heißt insbesondere Arbeit, da ich nicht nur Durchfall habe und mich übergeben muss, sondern auch konzentriert bei den Dingen bleiben muss, die ich Heilen möchte und mich nicht von den Haluzinationen ablenken lassen darf.

Wie schon erwähnt, jede Zeremonie ist immer anders. Ich versuche einmal im Monat daran teilzunehmen, auch wenn es mir nicht immer gelingt. Zur Vorbereitung sollte jeder Teilnehmer eine Woche lang auf Fleisch verzichten und sich beonders mit lebender Nahrung (Gemüse, Salate und Früchte) ernähren. Auch danach sollte jeder weiterhin versuchen, eine gesunde und ausgeglichene Ernährung beizubehalten (was Fleisch nicht aussschließen soll).
Besonders stark waren in den letzten Yaje-treffen die Einsichten des Lebens und der Kreation an sich. So sah ich wie traurig das Leben ist, wenn man nur alles tut, um seine Pflicht zu erfüllen und Dinge zu tun, nur weil sie von einem erwartet werden. Ich sah die Umgebeung und fragte mich, ob Pflanzen und Tiere und alles um mich herum da ist, nur weil es von ihnen erwartet wird. Und warum sind sie so perfekt, so schön?
Ist nicht alles das, was wir machen, weil wir es wollen und weil wir es lieben so zu tun für uns perfekt und schön? Ist nicht alles das, was wir tun, weil wir es müssen und weil es von uns erwartet wird halb gemacht und auf Druck und irgendwie ohne Bedeutung?
Ich weiß, um in unserer Gesellschaft zu überleben und in unserm Standard, der ja auch nicht nur negativ ist, weiter zu existieren, müssen wir arbeiten und Dinge tun die wir nicht machen wollen. Aber für was arbeiten wir denn momentan in dieser Kultur? Arbeiten wir dafür, das wir rücksichtslos unseren Planeten und damit uns selbst zerstören? Oder arbeiten wir dafür, dass wir uns in Zukunft von unserer Natur Mensch total entfernen und so in einen irrealen, abstrakten und künstlichen Lebensraum kreieren? Oder arbeiten wir um etwas zu kreieren, was wir wirklich wollen, wo wir uns als Mensch an unserem Platz in diesem System verwirklichen und weiter entwickeln?  Ist nicht das Gleichgewicht das wichtige in jedem Leben? Das Gleichgewicht aus Arbeit und Genuss. Das gesunde Gleichgewicht aus Technik und Natur unter Rücksicht auf das LEBEN und nicht auf das "BILLIGSTE". Das Gleichgewicht aus Fühlen und Denken oder Herz und Kopf? Ich fühle häufig, dass ich viel zu wenig auf mein Herz höre und eher auf mein Kopf und ich denke, dass dieses in Europa ein realer Dauerzustand ist. Ich denke, dass es wichtig ist unser "warum" und "wo" auf dieser Welt zu finden, diesem einen wirkliche Sinn zu geben und dort aus dem eigenen Willen heraus anzufangen, etwas mit viel Sorgfalt und Herz zu schaffen und zu formen, aber nicht nur aus der Pflicht heraus. Das Gleichgewicht in allen Handlungen im Leben machen die besonderen und schönen Momente aus. zu viel ist eben zu viel. Ob es nun nur Glück oder nur Unglück, nur Denken oder nur Fühlen ist. Ich denke das "Schützt die Umwelt!" totalt veraltet und nicht wahr ist. Es muss heißen "Schützen wir uns selbst!, Schützt den Mensch!" oder machen wir uns startklar für eine neue Generation Mensch. Eine Generation, die auf Effiziens, Logik und Funktionalität basiert; weg vom stehen bleiben und sehen was andere um uns herum geschaffen haben und in ihren Herzen tragen. Dieser Ausdruck dieses Daseins, welches nicht vom Menschen kreiert wurden und erklärbar ist, sondern welches von einem anderen Dasein geschaffen wurde. Dieses Dasein diese Kraft, welcher wir auch nur ein Teil sind. Wir sind eben auch nur ein Teil einer Kette, die auch ohne uns weiter existieren wird. Das alles steht wohl irgendwo im Herzen geschrieben, im Fühlen. Denn das Herz kann am Ende niemand täuschen oder beeinflussen und ich glaube das eigene Herz trägt die Wahrheit für jeden in sich und weiß daher, wie und wo jeder seinen Sinn im Leben findet. Das schwierige ist mit dem Kopf und dem Herz zusammen das Leben zu meistern.
Solche Dinge sehe, fühle und erfahre ich in Form von Bildern, Gedanken und Gefühlen bei diesen Zeremonien. Danke für das lange durchhalten beim Lesen. Am Ende ist das auch nur meine eigene Realität. Ich hoffe ich konnte etwas von diesen Erfahrungen mit euch Lesern teilen und dazu motivieren mal darüber zu meditieren... NICHT ZU NACHZUDENKEN!!!! sondern nachzufühlen und den Weg zum Herzen zu suchen, denn da steckt wohl die Grundessenz unseres daseins...
Lassts euch gut gehen und wer noch mehr über dieses Thema wissen oder sprechen möchte, der möge mich kontaktieren oder schreiben...