Was geht in Kolumbien

Dies ist eine Seite für alle Freunde und Bekannte aus DD, B oder sonst wo auf dieser Welt. Sie soll die unnötigen Sammelmails umgehen und die neue Brücke zwischen erster und zweiter Heimat sein und dabei das dokumentieren, was wir in Kolumbien so treiben und was auch Kolumbien so mit uns für Späßchen macht...
Viel Spaß!!

Freitag, 12. März 2010

Das trockene Gesetz – oder ein ganz neuer Geschmack

Freitag der 12.03.2010, es ist um 14.30 und die Sonne prasselt gegen die Fensterscheiben meines kleinen Klassenraums. Es ist wieder mal ein verdammt heißer Tag, so wie sich das eben für die Zeit gehört, in der der „El ninio“-Effekt das sagen hat. Ich denke darüber nach ob es nicht doch an der Zeit wäre in einen Ventilator zu investieren und sehe flehend an den Himmel, wo sich eine kleine dunkle Wolke überlegt vielleicht doch noch etwas zu wachsen und sich vor die Sonne zu schieben.

Ich kann mich nicht weiter auf diese kleine Hoffnung konzentrieren, denn da kommen schon meine Studenten mit denen ich versuchen werde die nächsten 3 Stunden in den Sauna-artigen Umständen ein wenig Deutsch in die Birnen zu hämmern. Und mit den Gedanken an das leckere Bier zum Feierabend beginnen wir mit den reflexiven Verben und ihren dazugehörigen Präpositionen.


4 Stunden später. Die Straße strahlt immer noch die Hitze vom Tag in den Abend und trotz untergehender Sonne ist jeder Schritt zu viel, ein Verhängnis für die Duftaura um mich herum. Da hilft auch mein 24 Stunden Deo-Stick nicht sehr viel. Noch muss ich einen Kurs zu Ende bringen -Anfängerkurs mit 5 Leuten. Aber das Bier naht und die Lust darauf noch mehr.


2 Stunden später. Der Kurs ist zu Ende und meine Stimme auch. Alles in mir schreit verzweifelt nach frischem klaren leckeren und wohltuenden BIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEERRRR. Ich fahre zum Supermarkt und sprinte zum Kühlschrank.....

ABER DA... OOOOHHHH..... SCHOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOCK

Was ist das?

Ein rotes Band um den Kühlschrank mit der Aufschrift „Nicht zum Verkauf“. Mein Körper bringt sich verzweifelt an dem letzten Tropfen meinem Zitronenwasser wieder zum Verstand. Mein ausgetrockneter Allgemeinzustand im geistigen Gelüst nach frischem Gerstensprudel versucht die Situation zu begreifen und zu verstehen. Doch so sehr ich auch versuche zu begreifen was hier los, kann ich keine logische Antwort darauf finden. Schon gar nicht als ich auch vor dem Schnaps und Weinregalen stehe und auch da diese schlrecklichen roten Bänder wieder entdecken muss.

Was ist los? Was soll das? Wollen die uns jetzt hier auch noch den letzten Spaß verderben? In einem Land wo eigentlich alles verboten ist außer sich jedes Wochenende zu betrinken? Oder wird etwa Marihuana legalisiert?

Der Sache muss ich jetzt mal auf den Grund gehen. Eine Verkäuferin erzählt mir etwas von „ley secca“(Trockenes Gesetz) und ich denke ich muss gleich zur FARC überlaufen. Das kann ja wohl nicht war sein. Seit heute 18.00Uhr sind in allen Supermärkten oder Kneipen das verkaufen von Alkohol verboten. Für wie lange? Das ganze „schöne“ Wochenende. So ein Sch... . Warum? Es ist Parlamentswahl und da wird auf Grund der Gewaltgefahr der Alkoholverkauf eingefroren. Na juhuuu ich frag mich, ob das nicht umgedreht ist, weil durch den erpressten Alkoholentzug nicht vielleicht noch mehr durchdrehen und sich das ganze ins Gegenteil umschlägt. Gewaltzunahme, statt Abnahme. Doch Gesetz ist ja wie überall auf der Welt nun einem GESETZ!!!!

Aber nun springt, motiviert von meiner unendlichen und BERECHTIGTEN Lust nach Bier, mein kleines bescheidenes aber manchmal effizient arbeitendes Hirn an. „Ihr könnt mich alle mal!“ denk ich mir und düse mit meinem Motorrad zu dem nächsten kleinen, wir würden sagen SPÄTI. Aber auch hier keine Chance. Und beim nächsten auch nicht... und auch mit dem Spruch: „Ich bin doch Ausländer, ich verstehe nix und mein Name ist überhaupt sowieso HASE“ geht nichts. Keine Chance.

Fertig mit der Welt und den Gedanken an die guten alten Spätis zu Hause in Deutschland treffe ich irgendwann auf meine Ex-Mitbewohner, die gerade in einem Restaurant ihr Abendessen verzehren. An ihren Gesichtern kann ich erkennen, dass auch an Ihnen dieses Gesetz seine Spuren hinterlassen hat.

Hast Du schon mitbekommen was los ist?“ begrüßen sie mich höchst melancholisch. „Na logisch“ sage ich. „Geht ja gar nicht anders. Man kann es fast überall an den Gesichtern ablesen“. Und so wird mir erklärt, dass vor einigen Jahren als es dieses Gesetz noch nicht gab, bei Trinkereien und in manchen Bars der ein oder andere mit der falschen politischen Meinung ins Glas beißen musste. Ist aber wohl schon eine Weile her.

Als die Kellnerin kommt und fragt was ich denn möchte, zischt mir Andres zu: „Bestell mal´n Bier!!!“ Nachdem ich die Empanadas genannt hatte, sagte ich also „und noch ein Bier bitte!“ als wäre es das selbst verständlichste der Welt. Sie schaut mich etwas komisch an und ich dachte na entweder müsste sie jetzt grinsen oder vielleicht nochmals fragen. Aber nein. Sie geht einfach, ohne einen Ton zu sagen. Als wäre es eben das selbst verständlichste der Welt. Komisch.

Naja, OK... wir quatschen weiter und denken uns sie hat heut vielleicht einen schweren tag gehabt oder so... oder vielleicht versuchen alle den selben „Witz“ und sie findet das nach dem 50sten mal nicht mehr witzig.

Nach einer Weile kommt sie mit meinen Empanadas wieder und sagt nichts mit einem ernsten Gesicht. Darauf hin verschwindet sie und kommt mit einem bekannten Gesicht wieder. Janny. Der Leiter des Restaurants. „Wollt ihr POKER oder COSTENA“ fragt er nur und grinst. Wir grinsen auch und haben 2 Minuten später in Plastik-Coca-Cola-bechern 3 frische Bierchen auf unserem Tisch stehen. „Probier mal“ sagt Andres „Merkst Du was?“ HHHmmmm ich trinke und jaaa... es schmeckt einfach wunderbar … so rein an CONTRA... so ein bisschen „ANARCHIE“ … so ein bisschen von dem „IHR KÖNNT MICH ALLE MAL IHR POLTIKHEINIS“ und so ein bisschen „EURE GESETZE SIND DER LETZTE SCHEIß“... und noch ein Schluck... „ES GIBT EBEN DOCH NOCH WAHRE GERECHTIGKEIT“

Zum ley seca schmeckt das Bier eben doch am besten, oder?“ fragt Andres und ich nicke grinsend und lehne mich zufrieden zurück.

PROOOOSSST auf dieses schöne Gesetz und all diese vielen anderen, die nichts taugen außer seine Sinne in neue Welten eindringen zu lassen. PROOOOSSST „ley secca“ und all ihr betrunken Politiker.... PROOOOSSST

und auf bald