Was geht in Kolumbien

Dies ist eine Seite für alle Freunde und Bekannte aus DD, B oder sonst wo auf dieser Welt. Sie soll die unnötigen Sammelmails umgehen und die neue Brücke zwischen erster und zweiter Heimat sein und dabei das dokumentieren, was wir in Kolumbien so treiben und was auch Kolumbien so mit uns für Späßchen macht...
Viel Spaß!!

Dienstag, 16. November 2010

Es waren einfach zu viele Prüfungen!!!!! oder Warum es nicht gesund ist in UNInähe zu wohnen..

Ich bekomme kaum Luft und atme tiefer in meinen Pullover. Meine Augen Tränen und brennen. "Du musst jetzt durchhalten und einfach in die Pedalen treten, egal was kommt.", hatte ein bekannter aus meinem Dorf gesagt als uns die Polizisten gnädigerweise passieren lassen. Wie Kinder beim Spielen schießen sie mit ihren Gewehren das Tränengas in die Studentenmänge. "Ja dort rein!, Jaaaa... Genau..." Noch vor ein paar Sekunden waren wir in dieser Menge, die sich langsam aus der Universität bewegt und rannten Händewedelnd auf ein paar Polizisten zu, auch ESMAD genannt, die mit Schildern und Gewehren bewaffnet langsam unseren einzigen Weg Richtung  Zuhause abschnitten. Uns blieb nur die Flucht nach vorn. Und so liefen wir schreiend und bittend den vermummten Polizisten entgegen. Ohne auf uns zu achten feuerten sie weiter in die Menge aber wenigstens nicht auf uns. Wir hatten die erste Barriere geschafft. Auf uns warteten jetzt NUR noch 500m Straße, über die weiße Tränengaswolken dahinzogen. 500m beißender stechender Rauch, der einem zum umkehren zwingen will. Ehe ich lange drüber nachdenken kann, rennt Mauricio auch schon in die Wolke hinein und ich hinter her. Auf dem Fahrrad komme ich schnell voran...


 Aber warum dies alles? 3 Stunden zuvor fahre ich mit Luana durch das Gelände der Universität. Auf dem Gelände sind Vermummte gerade dabei, alte Zaunspflosten aus Beton auf die Straße zu werfen. Die meisten dieser Gestalten sind sehr jung und in ihren Augen vernehme ich Hass und auch etwas Vorfreude. Luana und ich kommen gut zu Hause an aber ich muss noch mal los, um ein paar Dinge einzukaufen und die Gruppe der Bergsteiger in der UNI zu treffen. Ich glaube das war ein Fehler. Denn nach einem langen Marsch durch das Gelände, der Universität vernehme ich die ersten Papas Bombas, kleine selbstgebaute Granaten. Auch die ersten Sirenen sind zu hören und schon bald stellt sich heraus, dass das Gebäude welches der Treffpunkt für die Gruppe gedacht war, komplett von Polizei und vermummten umstellt war. Mein Meeting war also gestorben und mein Rückweg war mittlerweile auch in weißen Nebel getaucht. Ich frage was denn los sei. Warum diese Proteste? Viele zucken die Schultern. Andere meinen: "Gab ja lange keine Proteste und keinen Streik mehr. Wurde also mal wieder Zeit..." Und wieder andere sagen: "Die UNI wird immer mehr privatisiert. Wir müssen uns dagegen wehren:" Da bin ich ja auch mit einverstanden. Aber die Art und Weise wie das passiert finde ich kontraproduktiv. Vor allem da alle Leute die nicht in der UNI sind ja nur von der UNI etwas hören, wenn es mal wieder kracht. Und oft hören sie dann nur von vandalierenden Studenten, die ihre UNI auseinandernehmen. Oder die dafür sorgen das sie von Zuhause abgeschnitten bleiben. Die Bewohner von 2 großen Dörfern konnten nicht zu ihren Häusern gelangen.
Und die, die nach Hause gelangt sind hatten so wie wir verdammt rote Augen und schöne Kopfschmerzen. Also Protest ist wichtig und ich unterstütze das auch, aber auf friedliche und kreative Weise. Eins ist sicher. In UNInähe zu wohnen hat ab und zu mal einen großen Nachteil. zum Glück aber meistens nur einmal im Jahr. Aber das reicht dann auch....

Fasching oder Halloween !!???

Es ist mal wieder so weit... nach einem wunderschönen Urlaub in Deutschland und vielen alten und neuen Begegnungen, hat uns Kolumbien wieder in seinem Alltag verschlungen. Ich befinde mich erneut zwischen Kindergartenfahrten, Deutschklassen halten, vorbereiten und Hausreperaturen. Nachdem unser Balkon fast um 20cm abgesackt ist, da gewisse Bauherren keine Ahnung vom Baustoff Bambus haben, mussten wir in einer Rettungsaktion mit Wagenheber den Kollaps unseres Hauses verhindern.


Hier sieht man 2 extra angereiste französische Spezialisten bei der Normierung und Qualitätskontrolle!

Aber das sollte ja eigentlich nicht das Thema werden... von daher...




Na...wer erkennt das Kostüm?

... genau Fasching. Da es in Kolumbien ja nur Schönheitswettbewerbe und Carneval in Barranquilla und Cartagena gibt, muss man eben die Kultur der Vereingten Staaten nachäffen und Halloween zugleich als Fasching auslegen. So veranstaltet der Cineclub Borges jedes Jahr am 30. oder 31. Oktober eine Megaparty in einem seriösen Kunstmuseum von Pereira. Einen Monat vor der Party liegen die Nerven der Museumsleiterin dann schon blank, da zu einer Megaparty ja auch megadurchgeknalltes Publikum kommt. Und damit die Nerven nicht umsonst blank liegen, kommt dieses Publikum dann wirklich und wahrhaftig und das zu hunderten. Dieses jahr dacht ich mir, mal das ganze von der Bar aus anzusehen. Nächstes Jahr bin ich nicht mehr so verrückt. Gegen 2 UHr morgens konnte ich mein erstes Bier öffnen. Bis dahin war ich damit beschäftigt Kleingeld in den umliegenden Geschäften zu besorgen. Bierdosen in große Eisbehälter zu hauen, um danach die richtige Sorte Bier wieder mit meinen halberstarten Handen aus den Behältern zu fischen oder die Polizeieinheit am Eingang mit gestreckter Coca-Cola bei Laune zu halten. Sprich ein ENTSPANNTES Event dieses mal. Jedoch konnte ich die ersten Stunden wieder mal die kreativen Verkleidungen bestaunen und war noch gegen früh um 4Uhr in der Lage eine astreine SALSA abzuliefern und dabei sogar meine doch recht angeschlagene Tanzpartnerin zu stützen. Arbeiten macht eben doch manchmal Sinn!!!


Einen Tag später waren wir dann mit Luana und Paula auf der Piste in Pereira. Solche Menschenmassen verkleidet auf einem Haufen habe ich bis dahin auch noch nicht erlebt.  und wer nicht verkleidet warI, lief gefahr mit Mehl getüncht zu werden. Bloß gut, dass ich meine Bemalung vom vorhergehenden Partyabend nicht abbekommen hatte. Und Paula hatte sich noch eine Clownsnase besorgt. Damit waren wir fast in Sicherheit... fast...
Hier noch´n paar Fotos